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Das Altern, hélas

 

Eine Freundin meiner Menschin meinte, ich solle doch mal was übers Altern schreiben, nicht über das älter werden sondern wirklich das Altern. Dem komme ich gerne nach.

 

Gut, ich bin inzwischen 15 Jahre alt, für eine Katze ja durchaus ein beachtliches Alter und da kommt schon durchaus das eine oder andere Zipperlein. Natürlich bin ich eitel und würde so gerne noch smart und schlank und vital und sportlich und jugendlich sein. Aber es geht halt nicht. Die Realität ist eine andere. Ich kann nicht mehr vom Fußboden aus auf den Waschtisch springen, da komme ich einfach nicht mehr hoch. Also gehe ich in die Badewanne, um mein Wasser zu trinken, geht auch, das Wasser ist das gleiche und schmeckt auch so. Oder ich komme nicht mehr so ohne weiteres und direkt auf den Schreibtisch von meinem Menschen. Da suche ich mir so Treppen: ich springe erstmal aufs Sofa, dann auf die Lehne und von dort auf den Schreibtisch. Mein Mensch ist sehr gutmütig und sieht es mir nach, wenn ich all seine Papiere und so durcheinander bringe. Manchmal bin ich auch ungeduldig und schreie dann einfach, das hätte ich mir früher immer untersagt. Ich schlafe auch deutlich mehr als früher. Ich muss mich einfach ausruhen, sonst bewältige ich den Alltag nicht. Aber was soll’s. Meine Menschen lieben mich auch so. Ich werde gebürstet, gestreichelt, bekomme immer wieder leckeres frisches Rindfleisch, sie unterhalten sich mit mir, alles sehr nett. Irgendwie wird all das immer wichtiger. Früher wäre ich immer zu stolz gewesen, bei meinem Menschen auf den Schoß zu liegen. Aber jetzt haben wir da so manches Schäferstündchen und es ist einfach nett. Er liest Zeitung und ich genieße.

 

Meine Menschin liest grade mal wieder so ein Buch, na ja, was sie halt so liest. Und da steht drin, dass positive und liebevolle Beziehungen entscheidend seien für das Glücksempfinden, nicht Karriere oder Wohlstand oder so. Da hat das Buch tatsächlich recht. Mir geht mit zunehmenden Alter nichts über Frieden, liebevolle Zuwendung und gegenseitige Anerkennung. Ich brauche keine Revierkämpfe mehr, ich will meine Ruhe und dann eben schnurren und streicheln, mit meinen Menschen zusammen sein in liebevoller Gegenseitigkeit. Das ist es, was mich in meinem hohen Alter bewegt und was mir wichtig ist.

 

 

 

In diesem Sinne ein herzliches Miau und „Schalom“

 

Ihre Mimi Kuhrt, Katze