Nachruf auf Rainer Bungenstock
16.10.1949 – 29.03.2012
Rainer Bungenstock ist für uns alle unfassbar am 29. März 2012 gestorben. Er leitete seit 1994 mit Weitsicht, Charme und Kreativität die Heimvolkshochschule Loccum. In dieser Funktion war er Manager geworden und kümmerte sich um Organisation, Strategie, Marketing, Finanzen. Die Betriebswirtschaft machte ihm Spaß, aber vor allem war er doch evangelischer Pastor und Seelsorger. Rainer Bungenstock war im besten Sinne tief gläubig und vertrat sehr klar die Tradition der alten theologischen Auffassung von Bildung als Annäherung an die ursprünglich von allen empfangene, aber verdunkelte Gottebenbildlichkeit. Bildung in diesem Sinne bedeutete ihm sehr viel mehr als Schulbildung, Berufsbildung oder Freizeitbeschäftigung. Bildung in seinem Sinne war die Voraussetzung für ein gelingendes Leben, für die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, für die Beteiligung am kirchlichen und politischen Gemeindeleben aber auch für wirtschaftlichen Erfolg.
Seinen Glauben lebte Rainer Bungenstock auf eine fröhliche, leichte und ganz selbstverständliche Weise. Wenn ich an Loccum denke, so erinnere ich mich zuallererst an seine Morgenandachten. Das Wort Gottes stand im Zentrum, die Losung, ein kurzer Text, Gedanken zum Tag – er konnte das Wort im Raum stehen lassen. Stille, Besinnung, Ruhe, Stärkung. Und zum Schluss immer der Kreissegen.
Er hatte eine breite und profunde Bildung, er war wortmächtig, gefühlvoll und intellektuell in einem. Mit großem Interesse und viel Spürsinn und Intuition nahm er die Strömungen in der Gesellschaft auf, verstand sie in Worte zu fassen und Strategien für das Bildungskonzept für Loccum davon abzuleiten. Rainer brachte in seinem Glauben und Denken die Pole von Himmel und Erde zusammen. Er war weltoffen und den Genüssen des Lebens durchaus zugetan. Sein Leben war geprägt von Fröhlichkeit und einer Lust an der Welt und auf die Welt. Das Loccumer Flair ist sprichwörtlich. Welcher Leiter erklärt sein Bildungskonzept anhand eines Nachtischs? Auch das war Rainer.
Rainer Bungenstock war ein Mensch mit vielen Talenten. Hervorstechend war jedoch seine Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, sie als Person wahrzunehmen und sich mit ihnen in Beziehung zu setzen. Abzulesen ist dies auch daran, dass Loccum allen Bevölkerungskreisen offen steht, Männern und Frauen, Jungen und Alten, Alleinstehenden und Familien, Fröhlichen und Traurigen, Erfolgreichen und Beladenen, Gesunden und Behinderten. Ich war immer wieder beeindruckt, wie selbstverständlich hier mit unterschiedlichsten Menschen umgegangen wird und wie herzlich sie hier aufgenommen werden.
Rainer Bungenstock hat uns allen viel gegeben. Es war spannend und inspirierend mit ihm zu arbeiten. Er fehlt uns allen. Wir trauern um ihn. Bei den Morgenandachten gab er uns seinen Segen mit den Worten „Gott beschütze dich an diesem Tag“, wir dankten und gaben ihn dann an den nächsten weiter. In diesem Sinne wollen wir das Leben und Wirken von Rainer Bungenstock fortsetzen.
Wir trauern um unseren Vorstandskollegen, der von 1996 bis zu seinem Tode aktiv und immer zielführend die Vorstandsarbeit maßgeblich mitgestaltet hat.
Uta-Maria Kern, Geschäftsführerin, im Namen des Vorstandes des Verbandes der Bildungszentren im ländlichen Raum
26. April 2012