Die Diskussionen um die Digitalisierung erreichen sogar mich als Katze. An sich lebe ich sehr zufrieden in meinem analogen Kontext, aber meine Menschin diskutiert immerzu mit meinem Menschen darüber. Erst habe ich nicht viel verstanden, weil es mich zugegebnerweise auch nicht interessiert hat. Ich dachte, für mein Katzenleben reicht es auch so noch. Aber langsam merke ich, dass es doch selbst bei mir anfängt. Erst fing es mit dem Katzenhandy an, modern wie ich bin natürlich digital und smart. Ich hatte zunächst einige Schwierigkeiten, dieses Wischen ist für meine Katzenpfoten ein kleines technisches Problem, aber mit der Zeit habe ich auch das ganz gut hinbekommen. Und was war? Die digitale Gemeinschaft wusste auf einmal immer, wo ich war. Auch wenn ich mich in meinen Schrankhöhlen verkrochen habe, mein kätzisches Treiben wurde transparent. Man wusste, wo ich mich aufhielt, man wusste wann und was ich gefressen habe und da ich mich mit meinen Katzenkollegen austauschte und auch sonst mich im Netz tummelte, wussten sie sogar, was ich denke und wofür ich mich interessiere. Dabei machten meine Menschen gar nichts, das waren nur die Algorithmen. Amazon schickte mir laufend Angebote für Dinge, die mich auch interessieren könnten. Die Katzenparteien forderten mich ständig zur Teilhabe auf und dann bekam ich auch noch Jobangebote über Katzenlinkedin. Das habe ich alles noch hingenommen. Irritiert war ich dann allerdings, als ich als gesellschaftlich und wirtschaftlich interessierte Katze meine Ideen ins Netz gestellt habe und merkte, dass da jeder meiner Katzenkollegen darauf zugriff. Ich hatte gedacht, getippt, entwickelt und dann sollte es so etwas wie geistiges Eigentum nicht mehr geben? Urheberrecht? Patente? Nein, alles war auf einmal „quelloffen“, so nennen das die Digitalisierungsgurus in unserer Community. Früher gab es Besitz, der war rechtlich geschützt, auch bei uns Katzen, und nun geht es nur noch um Zugang, um Verfügung, um „Gemeinwirtschaft“! Das soll die Zukunft sein? Also, da muss ich doch einen Bruch im normativen Rechtsverständnis feststellen. Daran kaue ich noch. Ich will mich ja gerne den Herausforderungen stellen, aber das? Na ja, ich entkomme dem wohl nicht, auch als in analogen Zeiten geborene Katze und deswegen werde ich mich wohl oder übel damit auseinandersetzen, mich informieren, nachdenken und mich mit meinen Katzenkollegen austauschen. Denen geht es nämlich genauso. Und zwischendurch ziehe ich mich dann in meine Schutzräume zurück, ganz analog, und erhole mich von dem ganzen Trubel.
Wie geht es Ihnen denn als Mensch so mit diesem ganzen Thema? Ich bin gespannt auf Ihre Antworten und teile sie dann gerne mit meinen Katzenkollegen.
Ihre Mimi Kuhrt, Katze