Die Schwäbische Kehrwoche, wer kennt sie nicht aus Witzblättern, Mutter Müller muss die Straße kehren – in Norddeutschland sagt man dazu „fegen“: spießig, langweilig, der Muff der sozialen Kontrolle, Enge, Nachbarschaftsschelte. Klar, ich fand es auch nicht witzig, als ich „den Droddwar“ (in Hochdeutsch „Gehweg“) am Samstagnachmittag kehren oder das Treppenhaus putzen musste. Seitdem ich in Berlin wohne und den teilweise verdreckten und verwahrlosten öffentlichen Raum sehe, erkenne ich aber zunehmend den bildnerischen Wert von solch einer Einrichtung wie der schwäbischen Kehrwoche. Im Turnus übernimmt jeder Anwohner Verantwortung dafür, wie es um sein Haus aussieht, er sorgt für Ordnung und Sauberkeit und erfährt etwas darüber, was Gemeinwohlverantwortung heißt. Wie heißt es so schön in Pädagogenkreisen? „Lebendiges Lernen heißt lernen durch Erleben. Eigenes Tun und Erfahren ist ein wesentlicher Bestandteil des Bildungskonzepts.“ Das ist Zivilgesellschaft: jeder trägt etwas dazu bei und jeder übernimmt Verantwortung für das Gemeinwohl.
Ich glaube, dass wir viel mehr Einrichtungen wie die Schwäbische Kehrwoche brauchen, um das zu vermitteln, wie gesagt, Lernen beginnt mit dem Erleben.
Wie sehen Sie das?