Erschütternd! Armutsgedanken beeinträchtigen die Intelligenz. Eine Studie an 500 Zuckerrohrbauern in Indien hat ergeben, dass der Stress in der Dürreperiode die kognitiven Fähigkeiten der Bauern beeinflusste. Ihr IQ war vor der Ernte um neun bis zehn Punkte niedriger als nach dem Verkauf. Dadurch rutschten sie in eine völlig andere IQ-Kategorie ab – von „sehr intelligent“ nach „normal“ oder von „normal“ in den Bereich mit der unglücklichen Bezeichnung „beschränkt“. In der Studie heißt es, dass Menschen mit Geldsorgen im Gehirn über weniger „Bandbreite“ für die Konzentration auf andere Dinge verfügen, was zu einer Verringerung der messbaren Intelligenz führt.*
Was mich noch viel mehr erschreckt: Arme Kinder glauben oft selbst daran, dass sie in der Schule schlechter abschneiden und dass sie Versager seien. Kinder aus einkommensschwachen Familien können ihre Chancen im Leben also leicht derart kritisch sehen, dass sie das Gefühl haben, es sei den Versuch gar nicht wert.*
Hier sehe ich den besonderen Wert von dem Projekt „Kultur macht stark“ mit seinem Ansatz der niedrigschwelligen kreativ-musischen Bildung. Die Kinder erleben sich hier als Gestalter, sie haben Erfolgserlebnisse, sie bringen etwas Schönes zu einem Abschluss. Sie agieren auf der sinnlich erfahrbaren Wellenlänge der Kunst und erleben so ihre Selbstwirksamkeit. Sie haben Erfolgserlebnisse, sie erschaffen ein kleines Kunstwerk. Und insofern weist dieser Ansatz den Weg aus der Armutsfalle.
Auf dass wir alle mehr Mut zu unserer Intuition haben und selbst kreativ-musisch aktiv sind, auch wenn wir erwachsen, alt und weise sind! Die Welt wird dadurch ganz gewiss ein kleines bisschen besser!
* Claudia Hammond: erst denken dann zahlen: die Psychologie des Geldes und wie wir sie nutzen können. Kapitel 10 Armut des Denkens. Klett-Cotta 2017
Uta-Maria Kern
11. 4. 2017