Vielleicht erinnern Sie sich an das Märchen „Momo“ von Michael Ende. Schauplatz ist ein Dorf, wahrscheinlich in Italien. Die Menschen sind nicht reich, gehen ihren Alltagsgeschäften nach, haben auch ihre täglichen kleinen Sorgen, aber sie reden miteinander, sind freundlich und leben in der Gegenwart, kümmern sich um die Alten – wie das Leben eben so spielt. Irgendwann kommt in dieses Dorf Momo, das kleine arme Waisenkind. Schnell schließt sie mit den Bewohnern Freundschaft, denn sie hat neben ihrer Phantasie auch die Begabung, den Menschen gut zuhören zu können. So sitzen sie und ihre Freunde abends noch oft im Amphitheater und reden über dieses und jenes, der Friseur Signor Fusi oder Gigi, der Fremdenführer oder auch Beppo, der Straßenkehrer. J , bis eines Tages in der kleinen Stadt die grauen Herren auftauchen, sie tragen aschgraue Anzüge, b leigraue Aktentaschen, sie wirken insgesamt nur grau und fahl und die Menschen frösteln in ihrer Gegenwart. Sie reden den Menschen ein, sie dürften nur noch „Nützliches“ tun, sie dürften nicht mehr trödeln, nicht mehr lachen, nicht mehr absichtslos und freundlich miteinander reden: die Bewohner sollten Zeit sparen, dann würde es ihnen besser gehen. Aber in Wahrheit wird es immer trüber, immer kälter, immer unfreundlicher. Die grauen Herren drehen sich nämlich aus der „angesparten“ Zeit Zigarren, die sie rauchen müssen, wollen sie sich nicht in Rauch auflösen. Die Herrschaft der grauen Herren weitet sich immer mehr aus. Nach einem Jahr sind sogar die Freunde Momos ihnen erlegen. Der Friseur schneidet die Haare jetzt statt in 30 Minuten in 20 Minuten den Kunden, er redet nicht mehr mit ihnen, das kostet zu viel Zeit, er kümmert sich nicht mehr um seine alte Mutter, sondern steckt sie in ein Altersheim. Selbst der gemütliche Beppo ist von dem Virus erfasst. Es ist jetzt hier nicht der Ort, die Handlung ausführlich wider zu geben. Soviel kann ich aber sagen: Das Märchen geht gut aus. Meister Hora hat beschlossen die Welt zu retten und sich einzuschalten. Momo kann in die Zentrale der Zeitbank eindringen und die Zigarren der grauen Herren zum Erlöschen bringen. Die grauen Herren sterben und verlieren ihren unheilvollen Einfluss. Die Menschen leben wieder in der Gegenwart und die Tage werden länger und fröhlicher. Viele sehen in dem Roman ein unterhaltsames Kinderbuch, das man gut vorlesen kann, andere sehen darin ein philosophisches Märchen, das sehr wohl auch für Erwachsene geeignet ist. Sicher ist jedoch immer, dass man diese Allegorie in unterschiedliche Kontexte stellen kann, die alle für sich gültig sind und nebeneinander Bestand haben
Unser Umgang mit der Zeit: wir sind alle am Rennen, Laufen, Hetzen und wollen noch dies und jenes machen, wir laufen im Hamsterrad und abends fragen wir uns, was haben wir denn tatsächlich gemacht, was bleibt an Substantiellem vom Tag übrig?
- Der Bezug zum Geld: wir rennen dem Götzen Geld hinterher und vergessen dabei, was wirklich wichtig im Leben ist, nämlich das Leben – wir sind nur noch am Sparen und vergessen den Genuss im Alltag. Reichtum allein als solcher macht nicht glücklich. Denken Sie an die Lottogewinner, wozu es empirische Untersuchungen gibt, dass sie nach drei Jahren sogar ärmer als vor dem Gewinn sind.
- Es lässt sich auch in den Kontext des Glücks stellen. Wenn man das Glück um seiner selbst willen sucht, als Zustand, dann entweicht es. Glück ist kein Zustand sondern eine Haltung.
Die Haltung als solche ist entscheidend. Und mit dieser Haltung kann man als Straßenfeger glücklich sein, als Erzieherin, als Lebensmittelhändler, aber auch als Unternehmer, Manager oder Erbe. Entscheidend
ist, dass wir uns ins Leben einbringen, aktiv sind, womit auch immer, dass wir anderen zuhören, gemeinsam Dinge unternehmen und uns und anderen Freude machen, dass wir uns immer wieder besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben, allein und gemeinsam uns unsere Werte verdeutlichen und Prioritäten setzen. Mit dieser Haltung macht das Ehrenamt Spaß, der einzelne profitiert davon, er ist aktiv, vernetzt sich, steht in Kontakt mit anderen, ist zufrieden und findet einen Sinn im Leben. Denken Sie an Beppo, den Straßenfeger
Atem holen
Schritt
Atem holen
Besenstrich
Mit dieser spezifischen Haltung, die uns und andere glücklich macht, die allen nützt, mit der wir zum „guten Leben“ beitragen, zu Toleranz, Rücksichtnahme, Gemeinsinn und auch Gesundheit! Und wir wollen sie auch schon ein bisschen heute einüben. Denken wir an Beppo, den Straßenfeger!